Frauen im Autohaus – von Unsichtbaren zu Hoffnungsträgern
Die Rolle der Frau im Autohaus, unterliegt einem starken Wandel. Früher fast „unsichtbar“ und höchstens schmückendes Beiwerk, entwickeln sich Frauen im Autohaus zu wahren Hoffnungsträgern. Immer mehr, nehmen sie entscheidende Hauptrollen ein. Und das ist auch gut so!
Doch selbst im Jahr 2019, ist das Bild der Frau im Autohaus, teilweise immer noch mit Klischees behaftet. Noch drastischer ausgedrückt, ihr gegenüber wird oftmals weniger persönliche Wertschätzung entgegengebracht. Doch warum ist das so?
Bevor wir diese Frage klären, erzähle ich euch eine passende Geschichte zum Thema Frauen im Autohaus. Diese ist nicht erfunden, sondern tatsächlich so im „real life“ passiert. Sie ist bezeichnend und soll an dieser Stelle, vor allem sensibilisieren. Die Headline dazu könnte lauten.
„Wahrgenommen aber nicht ernst genommen.“
Es war ein ganz gewöhnlicher sonniger Dienstag nachmittag. Im Showroom des Vertragshändler, eines deutschen Premium-Herstellers, lief alles wie üblich. Die edlen Karossen, auf Hochglanz poliert, warten auf ihre neuen Besitzer. Zwischen diesen schicken Ausstellungsfahrzeugen, lief Frau Schmidt mit schweifendem Blick umher. Frau Schmidt war auf der Suche nach einem neuen Fahrzeug, da der Leasingvertrag ihres aktuellen Autos bald ausläuft.
Das war für sie ein guter Grund, auch mal bei einer bisher ihr unbekannten Marke das Angebot abzuchecken. Als selbstständige Unternehmerin, war der Preis erstmal sekundär wichtig. Die Entscheidung dazu trifft sie ebenfalls allein, da sie aktuell alleinstehend ist. All das steht ihr natürlich nicht auf der Stirn geschrieben. Als sie nun von Modell zu Modell ging, wurde ein Mitarbeiter des Hauses auf sie aufmerksam.
„Das wurde ja auch mal Zeit“, dachte sich Frau Schmidt innerlich. Voller Elan kam der offensichtlich, dem Autohaus zuzuordnende, Verkaufsberater auf sie zu. Er stellte sich vor sie, lächelte freundlich und sagte folgenden Satz mit fragender Stimme:
„Sie suchen bestimmt ihren Mann oder!?“
Plötzlich Totenstille, es fehlte nur der Heuballen der durch das Bild geweht wird. Während der Verkäufer gespannt auf eine Reaktion wartete, haderte Frau Schmidt mit sich selbst. Sie war nicht sicher, ob das nun tatsächlich eine ernst gemeinte Frage war. Einen Augenblick später antwortete sie dann entschlossen:
„Nein, eigentlich wollte ich bei Ihnen ein Auto kaufen.“
Der Verkäufer war erstaunt. Diese Option hatte er nun überhaupt nicht auf dem Schirm. Ohne einen weiterführenden Dialog, verabschiedete sich Frau Schmidt höflich und verließ das Autohaus. Im Endeffekt, kaufte sie im Anschluss doch wieder bei ihrem Stamm-Autohaus. Das andere Unternehmen hat sie bisher nie wieder aufgesucht.
Was war passiert?
Ganz einfach, eine persönliche Erwartungshaltung ist nicht erfüllt worden. Frau Schmidt hatte die Absicht ein Auto zu kaufen. Der Mitarbeiter im Autohaus hingegen, hat ihr offensichtlich die Fähigkeit oder diese Absicht abgesprochen, dieses tatsächlich tun zu können. Zumindest hat sie das genau so wahrgenommen. Der Rest wird von Emotionen bestimmt.
Frau Schmidt hat diese Aussage als sehr kränkend empfunden und sich als eigenständige Person nicht ernst genommen gefühlt. Der Mitarbeiter vor Ort, hat unterbewusst, aus seiner eigenen Wertevorstellungen heraus gehandelt. Das er dadurch automatisch in Vorurteilen und Schubladen gedacht hat, war ihm wahrscheinlich nicht einmal klar. Bis zu dem Moment ihrer Antwort.
Kein Platz für Vorurteile
- Die Vorstellung einer Frau, die auf Augenhöhe agiert und seine Rolle mindestens im selben Maße ausfüllen kann wie er selbst. Konkurrenz auf die er im „Haifischbecken“ gern verzichten möchte.
- Die Vorstellung einer Frau, die selbstständig einen Fahrzeugkauf abwickelt. Und dabei als bestens informierter Verhandlungspartner auftritt. Das kann ja irgendwie nicht sein.
Hoffnungsträger Frauen im Autohaus
- Im Zuge des Fachkräftemangels, ist in der Automobilbranche bewusst der Fokus auf die Zielgruppe Frauen als Mitarbeiter zu lenken.
- Im Familienverbund agiert die Frau als ausschlaggebender Entscheider im Bezug auf Kaufentscheidungen. Die Frau als „familiärer Finanzminister“ ist kein loser Spruch sondern Realität.
Die Frau als Mitarbeiterin im Autohaus
Sie ist nicht nur unverzichtbar, sondern bereichert im Autohaus in allen Positionen. Gerade in Zeiten, in denen Emotionen und menschliche Bindungen immer entscheidender werden. Ob das ein Verkaufsgespräch im Bezug auf einen Neuwagen oder das turnusmäßige Entwicklungs-Gespräch mit einem Mitarbeiter ist, Gefühle machen den Unterschied. Und da haben Frauen mit Ihrer Intuition und Empathie, als gelebte Stärke, durchaus einen großen Vorteil gegenüber einem Mann in identischer Position.
Wer ein Auto kauft, kauft nicht einfach nur das Produkt. Er kauft viel mehr Gefühle und eine Beziehung zu den Menschen hinter dem Produkt. Solch einer Entscheidung, ist einer großen Vertrauensbekundung gleichzusetzen. Genau wie der Mitarbeiter, der sich beim Gespräch nur dann wirklich öffnet, wenn er tatsächlich Vertrauen und Wertschätzung empfindet.
Dazu besteht noch die Herausforderung, passende Mitarbeiter in einem immer härter umkämpften Arbeitsmarkt zu finden. Wer sich dort vor weiblichen Bewerbern verschließt, zum Beispiel in Werkstattbereich, begrenzt sich und sein Unternehmen selbst. Er hat erstens eine kleinere Zielgruppe, und dazu nimmt er sich die Chance von den besagten Stärken zu profitieren.
Meinung zu Frauen im Autohaus
Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, kann ich bestätigen das Frauen im Autohaus oftmals erst die weiterführenden Überlegungen „schwingen“, als den großen 3-kg-Hammer. Die Mischung aus beiden Handlungsoptionen, ist in der Werkstatt oft der Schlüssel zum Erfolg.
Im Bereich der Verwaltung und bei der Arbeit direkt am Kunden, ist die Fähigkeit, sich mehreren Aufgaben gleichzeitig effizient zu stellen ebenfalls anerkennend festzuhalten. Ein Paradebeispiel ist die Position der Serviceassistenz. Da kommen diese Eigenschaften entscheidend zum tragen. Wer sich bewusst darüber ist, was dort tagtäglich geleistet wird, kann nur den Hut ziehen. Allein in diesem Arbeitsbereich, haben Frauen längst den Beweis erbracht, mit ihren Stärken einen tollen Job zu machen!
Wer all diese Chancen und positiven Effekte erkennt, kann sich im Bereich Personal viel breiter aufstellen und für die Zukunft wappnen. Als Beispiel für diese Ausrichtung, kann das Autohaus Kuhn+Witte angesehen werden. Im Rahmen des Konzeptes „Frauen mit Profil“, liegt der Anteil weiblicher Mitarbeiter bereits bei einem Drittel. Angesichts des deutschen Durchschnitts, ist das mehr als beachtlich. Ebenso hat das Autohaus Kuhn+Witte, Frauen auch als Kunden verstärkt im Fokus.
Der Girls´Day im Autohaus
Eine tolle Möglichkeit, um mit jüngeren Mädchen in Kontakt zu treten, ist der einmalig im Jahr stattfindende Girls´Day. Dabei können Türen und Werkstatt-Tore für Schülerinnen geöffnet werden, um einen Einblick in den Autohaus-Alltag zu gewähren. Wer in Zukunft, vor allem auf weibliche Auszubildende setzt, muss auch was für die Attraktivität der Ausbildungsberufe tun.
Dafür kann dieses bundesweit beworbene Event, wunderbar genutzt werden. 2019 haben bereits circa 10.000 Betriebe teilgenommen. Wer das Maximum dabei herausholen möchte, sorgt dafür das auch bei Multiplikatoren wie Eltern, Lehrern etc. ein positives Arbeitgeberprofil in den Köpfen verankert wird.
Um das zu erreichen, sollte sich das jeweilige Unternehmen, auch tiefgründig mit den Schülerinnen auseinandersetzen. Das Ziel ist es, die individuellen Anforderungen sowie Bedürfnisse an den zukünftigen Ausbildungsplatz, in Erfahrung zu bringen und in alle Entscheidungen mit einzubeziehen.
Die Frau als Kundin im Autohaus
Nicht minder wichtig, ist die Frau als Kundin in den Fokus zu rücken. Wer bedenkt das circa 80% der Kaufentscheidungen, direkt oder indirekt von Frauen getroffen werden, weiß um die hohe Relevanz. Ich selbst habe unzählige Situationen erlebt, wo Männer mir im Beratungsgespräch gesagt haben, „Ich überlege mir das nochmal in Ruhe und sage Ihnen dann Bescheid“.
Das war kein sachlich begründeter Einwand. Sondern stellt einen klassischen Vorwand dar, um keine Entscheidung fällen zu müssen. Doch das war vollkommen okay für mich. Denn ich wusste, das für die finale Entscheidung das „okay“ der Frau noch eingeholt werden musste. Die Chance einen Abschluss im Verkauf zu landen, ist viel höher wenn die Frau live mit dabei ist und Du sie vor allem auf deiner Seite hast.
Natürlich gelten diese Regularien, ebenso für ein 1 zu 1 Beratungsgespräch mit einer Frau im Sales oder Aftersales. Wichtig dabei, den individuellen Bedarf zu analysieren und Informationen sammeln.
Im Entscheidungsprozess zu einem Kauf, setzen Frauen oftmals andere Prioritäten. Zum Beispiel im Bereich Werkstatt, sind Motive wie Sicherheit, Wirtschaftlichkeit oder zeitliche Flexibilität häufig präsenter als zum Beispiel Optik oder Image. Das gilt es in einem professionellen Beratungsprozess zu ermitteln, und im Verkaufsgespräch zu beachten.
Fazit
Jeder Kunde oder Mitarbeiter, ist auf seine eigene Art einzigartig. Das wir hier über Frauen im Autohaus sprechen, ist dabei ziemlich irrelevant. Sieh es als stellvertretendes Beispiel für ein großes Ganzes. Den Menschen, so wie er vor dir steht, in seiner Individualität zu akzeptieren ist der Schlüssel. Alle werden in ihrer Tätigkeit erfolgreicher und glücklicher sein, wenn sie sich nicht mit eingefahrenen Denkmustern selbst blockieren.
Dein Stefan Jentzsch